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Chinesischer Friedhof in Noyelles-sur-Somme © Michael Kneffel
Bei der diesjährigen Ruhrtriennale hat sich William Kentridge auf grandiose Weise mit der weitgehend unbekannten Geschichte von 2 Millionen Afrikanern beschäftigt, die von den damaligen Kolonialmächten gezwungen wurden, in den Ersten Weltkrieg zu ziehen. Sein Stück The Head and the Load, hat mich an einen chinesischen Friedhof erinnert, auf den ich vor Jahren zufällig im kleinen Dorf Noyelles-sur-Mer an der Mündung der Somme gestoßen bin. 843 chinesische Arbeiter sind hier begraben von insgesamt 150.000, die 1916 von der französichen Regierung in China angeheuert wurden. Beschäftigt wurden diese Arbeiter zunächst beim Bau der kriegswichtigen Eisenbahnlinie von Paris nach Calais und beim Transport von Munition an die Frontlinie. Schon bald wurden sie aber mehr und mehr an der Front selbst eingesetzt, beim Bau und Ausbessern von Schützengräben und beim Bergen von Leichen. Dabei gerieten sie ebenso in das feindliche Feuer wie die französischen Soldaten. Auch ihre Unterbringung und Behandlung scheint bestenfalls der von einfachen Soldaten entsprochen zu haben, obwohl sie gegen Lohn beschäftigt wurden.
Wie viele von ihnen während des Krieges und durch unmittelbare Kriegshandlungen umgekommen sind, scheint unklar zu sein. Nach China konnten anscheinend nur wenige zurückkehren.. Wie eine Informationstafel am Friedhof verrät, ist die große Mehrheit spätestens 1920 an der Spanischen Grippe verstorben.

Grabstein auf dem chinesischen Friedhof in Noyelles-sur-Mer © Michael Kneffel