Mein Foto der Woche – Ein Tisch für zwei über der Seine

Ein Tisch für zwei © Michael Kneffel

Ein Tisch für zwei © Michael Kneffel

Mein Foto der Woche habe ich 2003 im Restaurant auf dem Dach des Kaufhauses La Samaritaine aufgenommen. Das im ersten Arrondissement von Paris am Quai du Louvre gelegene wunderbare alte Kaufhaus ist seit 2005 geschlossen. Der Luxusgüter-Konzern Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH) will das ehemals bei den Parisern sehr beliebte Samaritaine in ein Luxushotel verwandeln.

Mit dem Rad von Essen nach Südfrankreich 3 – Die Vorbereitung ist fast abgeschlossen

in der Bretagne 2001, (c) Michael Kneffel

So! Meine Routenplanung ist abgeschlossen. Am tiefsten in´s Detail gegangen bin ich für die Strecke zwischen Belgien und Paris, weil ich in dieser Gegend noch nie Rad gefahren bin. Sehr geholfen hat mir dabei eine Streckenbeschreibung auf der Seite www.radweit.de. Auf dieser Seite werden in der Hauptsache deutsche Routen beschrieben, aber ein paar wenige in Frankreich sind eben auch dabei. Für Nordfrankreich habe ich mir inzwischen auch IGN-Karten im Maßstab 1:100.000 angeschaft, die ich wärmstens empfehlen kann. Relativ viel  Zeit habe ich noch darauf verwendet, einen möglichst komfortablen Weg an der Seine aus Paris heraus in Richtung Südwesten zu finden. In einschlägigen Foren und mit Hilfe von Google habe ich einige Tipps bekommen, ganz eindeutig war das aber alles nicht. Ein paar Mal scheint die Flußseite gewechselt werden zu müssen, wo genau, werde ich dann hoffentlich vor Ort rechtzeitig erkennen. Verlassen werde ich die Seine in Moret-sur-Loing, um dann dem Canal de Loing bis Montargis zu folgen und von dort einem nicht mehr genutzten Kanal bis Orleans. Ab dort wird es dann für mich einfach, weil ich südlich der Loire fast überall schon mal geradelt bin. Bis zur Mittelmeerküste werden mir die gelben Michelin-Karten im Maßstab 1.200.000 reichen.

Radeln in Paris 2001, (c) Michael Kneffel

Die Routenpanung war natürlich nur ein Teil der bisherigen Vorbereitung. Daneben ging es auch darum, mir eine Grundkondition zu verschaffen, um überhaupt über die ersten Etappen von täglich 50 Kilometern zu kommen. Vor vier Wochen etwa habe ich damit begonnen, jeden zweiten Tag meine „Hausstrecke“ von Essen-Rüttenscheid nach Essen-Steele zu fahren, hin und zurück 14 Kilometer, mit einer langen Abfahrt / Steigung. Seit zwei Wochen ungefähr fahre ich täglich, erst um die 25 Km, heute zum ersten Mal über 50 Km. Ohne Gepäck ließ sich die heutige Trainingsfahrt trotz des starken Ostwinds ziemlich mühelos in drei Stunden schaffen. Bis zum 8. werde ich noch einige Km zulegen und auch Gepäck mitnehmen, Zelt, Schlafsack, Isomatte – alles was sich schnell verstauen läßt. Inzwischen habe ich auch beschlossen, mit zwei kleineren alten Ortlieb-Taschen am Vorderrad und zwei großen und noch älteren Karrimor-Taschen am Gepäckträger zu fahren. Dazu kommt eine geräumige Ortlieb-Lenkertasche. Zelt und Isomatte werde ich ebenfalls auf dem Gepäckträger befestigen. Während des extremen Pollenflugs der letzten Wochen, gegen den Staub der zurückliegenden Trockenzeit und gegen die abendlichen großen Insektenschwärme hat mir ein Halstuch beste Dienste geleistet. Nie mehr ohne! Nach einer sehr feuchten Gewitterfahrt in dieser Woche habe ich mir außerdem schnellstens eine Regenhaube für meinen Helm und wasserdichte Gamaschen für die Schuhe zugelegt. Nach einer Regenfahrt am nächsten Morgen wieder in klätschnasse Schuhe steigen zu müssen, stelle ich mir nämlich nicht sehr prickelnd vor. Meinen Lenker habe ich außerdem durch neue Handgriffe mit verstellbaren „Hörnern“ aufgemotzt. Das sieht bizarr aus, ist aber sehr angenehm und hilft mir vor allem, ab und zu mal eine aufrechtere Position einzunehmen, um die Schultern und den Rücken zu entlasten und solche starken Winde wie heute „abzusegeln“. In Frankreich ist übrigens eine Warnweste für alle Radler bei schlechten Sichtverhältnissen und in der Nacht Pflicht.

Bizarr, aber sehr wohltuend, meine neuen Griffe, (c) Michael Kneffel

Mit den gestern gekauften Ersatzteilen (Kette, Schlauch, Schaltzug, Bremszüge) ist das Rad jetzt komplett. Für das Zelt fehlt mir noch eine leichte, aber strapazierfähige Unterlegplane. Die Kommunikationsfrage ist auch gelöst. Ich habe mein iPhone entsperren lassen, so dass ich in Frankreich eine Prepaid-Karte eines französischen Anbieters einlegen und dadurch deutlich günstiger telefonieren und in´s Internet gehen kann. Außerdem habe ich meinen deutschen Vertrag gewechselt und kann nun auch damit – bis zu gewissen Grenzen – relativ preiswert im Ausland den Kontakt nach Hause halten.

Französische Apps für das iPhone lassen sich übrigens leicht über iTunes herunterladen. Wenn man den genauen Namen schon kennt, geht das einfach über die deutsche iTunes-Version, ansonsten muß man zur französischen Version wechseln (ganz unten rechts auf der App-Store-Seite den schwarz-rot-goldenen Button anklicken und dann auf der sich neu öffnenden Seite den blau-weiß-roten Button auswählen), sich dort informieren, das Passende aussuchen, dann zurück zur deutschen Version gehen und dort herunterladen. Direkt von der französischen Seite zu laden, klappt leider nur, wenn man auch ein französisches iTunes-Konto hat. Die Wettervorhersagen von MeteoFrance sind jedenfalls klasse.

In der verbleibenden Woche werde ich mich um die Rückfahrt mit der Bahn kümmern. Wenn man vorher reserviert, kann man sein Rad auch im TGV mitnehmen. Leider sind die Reservierungen nur in Frankreich möglich und im SNCF-Büro am Kölner Hauptbahnhof. Auf der Seite www.velo.sncf.com kann man sich aber vorab schon mal informieren, auf welchen Strecken und in welchen Zügen die Fahrradmitnahme möglich ist.

Ansonsten werde ich mal versuchen herauszubekommen, wo auf meinem Weg Campingplätze liegen und ob sie im Mai schon geöffnet sind. In den neuen Michelin-Karten sind sie nicht mehr verzeichnet. Zum Glück habe ich aber noch viele alte Karte.

Mit dem Rad von Essen nach Südfrankreich 2 – Radrennen, Radpilgern oder Radwandern? Und wie komme ich an gute Karten?

Das Thema „Mit dem Rad durch Frankreich“ scheint in der Luft zu liegen und viele Menschen zu faszinieren. Fast alle, mit denen ich seit Ende März über mein Vorhaben geredet habe, bekamen leuchtende oder sehnsuchtsvolle Augen und beteuerten, dass sie am liebsten mitfahren würden. Stephan Hermsen, Redakteur der NRZ berichtete in der gestrigen Ausgabe über seine Radtour vom Niederrhein nach Paris in vier Tagen http://www.derwesten.de/leben/reise/Mit-dem-Fahrrad-in-vier-Tagen-aus-dem-Ruhrgebiet-nach-Paris-id4567681.html. Auch er nutzte am Anfang die schönen Radwege entlang der Maas in den Niederlanden und in Belgien, folgte dem Fluß dann aber bis weit nach Frankreich hinein und kam auf diesem Weg arg in die Berge der Ardennen und der Champagne. Mit Tagesetappen von bis zu 192 Km erinnert mich seine Tour eher an ein Radrennen als an eine Radreise oder Radwanderung, wie sie mir vorschwebt.

Am Anfang meiner Suche nach einer geeigneten Route, bekam ich aus dem Freundeskreis den Hinweis auf auf eine Bocholter Gruppe, die 2008 mit dem Rad nach Santiago de Compostela gepilgert ist http://www.jakobsweg.kilu.de/html/. Um dieser Planung zu folgen, muß man aber sehr fit sein und einen gewissen Hang zur Selbstkasteiung besitzen, wie er Pilgern ja möglicherweise eigen ist. Die Tagesetappen waren zwischen 120 und 170 Km lang und führten munter alle möglichen Berge hinauf, in tiefe Flußtäler hinunter und auf der anderen Seite gnadenlos wieder bergauf. Nichts für mich! Ich bin zur Zeit noch nicht besonders in Form und möchte die Fahrt gerade auch dazu nutzen, meine Kondition allmählich wieder aufzubauen. Also brauche ich einen anderen Plan.

Seit Jahren schon geht mir die Idee durch den Kopf, für eine längere Radtour in Frankreich die Treidelpfade an den vielen Kanälen zu nutzen, die das Land durchziehen und auch durch bergige Regionen führen. Auf früheren Fahrten bin ich immer wieder mal mit solchen Kanälen in Berührung gekomme, habe das entspannte Radeln auf den ebenen Strecken sehr genossen. Nur an den Schleusen müssen auf kurzen Rampen einige Höhenmeter genommen werden, danach geht es dann wieder kilometerlang nahezu mühelos weiter. Irgendwann Anfang der 90er Jahre habe ich dann schon mal eine Karte der französichen Schifffahrtswege im Maßstab 1/1.428.000 von 1987 erstanden, die „Carte Vagnon No. 1 – Carte de France des voies navigables“, die seitdem in einer Schublade schlummerte. Mit ihrer Hilfe habe ich die grobe Routenplanung vorgenommen, über die ich vorgestern berichtet habe. Die weitergehenden Fragen lauten nun, gibt es an den verzeichneten Flüssen und Kanälen auch tatsächlich befahrbare Treidelpfade oder sogar ausgebaute Radwege, in welchen  Karten sind sie verzeichnet und wie komme ich an diese Karten?

Normalerweise kann man in Frankreich hervorragend nach den gelben Michelin-Straßenkarten im Maßstab 1/200.000 Rad fahren, wenn man die rot markierten Hauptstrassen meidet, die gelb markierten auch nur selten benutzt und sich vor allem an die weiß markierten Nebenstrecken hält. Nur die Radwege, die in den letzten Jahren in großer Zahl entstanden sind und auf alten Bahntrassen oder eben an Kanälen und Flußufern abseits des Autoverkehrs durch die Regionen führen, sind dort nicht abgebildet.

Auf der französichen Internetseite http://www.af3v.org werden unter dem Titel Les Véloroutes et Voies Vertes de France  einige dieser „voies vertes“ ( „grüne Wege“) gezeigt. Dort findet sich auch der Hinweis auf den geplanten transeuropäischen Radweg EV3, den „Pilgerweg Trondheim – Santiago de Compostela“, der in seinem französichen Teil ziemlich genau meiner groben Routenplanung entsprechen und einige „voies vertes“ nutzen wird. Leider werden auf dieser Seite nur ganz wenige Teilstücke im Detail beschrieben. Aber immerhin. Besser als nichts!

Wählt man auf Google Earth die Einstellung „Maps“, sieht man dort auch die Leinpfade, die als „Chemin de Halage“ bezeichnet werden. Für die Vorbereitung kann das noch hilfreich sein. Später auf dem Rad nützt mir Google Earth leider herzlich wenig. Ich müßte schon ein iPad dabei haben und dafür einen Vertrag mit einer französischen Telefongesellschaft abschließen.

Nach den Feiertagen werde ich im Buchhandel mal nach französischen IGN-Radwanderkarten fahnden, die es zumindest für einige ausgesuchte Regionen geben soll.  Im Moment sieht es so aus, als könnte die Feinplanung meiner Route eine ausgesprochene Puzzlearbeit werden.