Ein zufälliges Gespräch gestern über die Bretagne, der Beginn der Messe BOOT in Düsseldorf heute – aus der Erinnerung tauchen verschwommene Bilder auf. Es wird Zeit, mal wieder ans Ende der Welt zu fahren.
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Louvre Lens – edles Kunstschaufenster in Frankreichs Norden
Wem der Pariser Louvre, das größte Museum der Welt, mit seinen 300.000 Exponaten auf 60.000 qm, seinen 17 Abteilungen auf vier Etagen und seinen scheinbar unzähligen Räumen und Gängen so viel Respekt einflößt, dass er bisher lieber draußen geblieben ist, kann sich dessen Kunstschätzen seit fast einem Jahr in der neuen Außenstelle im nordfranzösischen Lens komfortabel annähern.
Zwar ist auch das neue Museum mit 28.000 qm nicht gerade ein Winzling, allerdings werden in seiner Dauerausstellung, die einen großen Teil dieser Ausstellungfläche einnimmt, gerade einmal 205 Meisterwerke aus 5 Jahrtausenden präsentiert. Alles ist luftig, hell, geräumig und leicht überschaubar. Bei unserem Besuch in der letzten Woche haben wir uns dort auf Anhieb wohl gefühlt.
Die riesige rundum verglaste Eingangshalle besticht durch ihre Helligkeit und die Aussicht in den umgebenden 20 Hektar großen Park. Das Gebäude für die Dauerausstellung dagegen ist völlig fensterlos, bekommt aber durch Oberlichter viel Licht und vermittelt durch Wände, die mit einer matten, leicht reflektierenden Aluminiumfolie beschichtet sind, ein Gefühl von Weite.
Wie das Kunstmagazin „art“ den Louvre-Direktor Henri Loyrette im Dezember letzten Jahres zitierte, soll der Museumsableger „den Pariser Louvre weder ersetzen noch komplementieren, sondern vorstellen“. Und in der Tat wirkte auf uns das neue Museum wie ein edel gestaltetes Schaufenster, in dem sorgsam verlesene Kulturhäppchen Appetit auf mehr machen.
Nun wären 150 Millionen Baukosten allein für ein attraktives Schaufenster, das neue Besucher in das Pariser Stammhaus locken sollen, kaum vertretbar. Die Planer und Macher des Museums verfolgen erklärtermaßen aber auch die Absicht, einer armen und strukturschwachen Region – Lens gilt als die drittärmste Stadt des Landes – durch eine große Kultureinrichtung mit internationaler Ausstrahlung neues Leben einzuhauchen. Bilbao und das Ruhrgebiet gelten als Vorbild.
Nach den bisher veröffentlichten Zahlen dürften die für das Eröffnungsjahr erhofften 700.000 Besucher bis zum Jahresende erreicht werden. Während unseres Besuchs sind uns die vielen Familien aufgefallen, deren Kinder sich mit offenkundigem Interesse die Exponate ansahen. Auffallend war auch, dass die Fahrzeuge auf dem großen Parkplatz, den sich das Museum mit dem Fußballstadion teilt, überwiegend Kennzeichen aus der Region trugen.
Welche Anziehungskraft das Museum tatsächlich entfalten kann, wird sich allerdings erst nach Ablauf des ersten Jahres zeigen, wenn der Besuch nicht mehr kostenlos sein wird.
Und ob der Louvre in Lens jemals mehr als ein Schaufenster für das Stammhaus sein wird und ein eigenes Profil entwickeln kann, werden vor allem die Wechselausstellungen erweisen müssen. Unser Besuch fiel leider in einen Zeitraum, in dem keine temporären Ausstellungen gezeigt wurden. Erst im Dezember werden neue Präsentationen folgen. Ein guter Grund, auf einer der nächsten Fahrten nach Paris oder in andere Regionen des Landes erneut für einige Stunden im hohen Norden Station zu machen.
Nicht in Frankreich, aber auch schon etwas französisch…
Es ist einige Monate her, dass wir in Frankreich waren. Wie gut, dass es keine 150 km entfernt vom Ruhrgebiet schon einiges zu finden gibt, was unsere Entzugssymptome für einen Tag lindern konnte. Wer errät, wo wir am letzten Samstag waren?
Vor und nach dem Sturm
Innerhalb kürzester Zeit kann an der Küste der Bretagne das Wetter umschlagen – auch im Hochsommer. Von strahlendem Sonnenschein zu Weltuntergang. Schaum fliegt vom aufgepeitschten Meer hoch bis auf die Klippen oder sammelt sich als Teppich an den Stränden. Wenn der Sturm losbricht, geht niemand mehr freiwillig ins Freie. Aber die Minuten davor und danach sind großartig.