Unser letzter Paris-Besuch stand gesundheitlich unter keinem guten Stern. Geplant für den August musste er wegen einer Erkrankung auf den Oktober verschoben werden. Und zurück gekommen sind wir mit heftigen Erkältungen. Kein Wunder, bei morgendlichen Temperaturen um 6 Grad, strahlendem Sonnenschein, aber kaltem Wind, überheizten Verkehrsmitteln und windkanalähnlichen Luftbewegungen in den Metro-Gängen war uns entweder ungemütlich kalt oder der Schweiß lief uns den Rücken hinunter. Dazu wurden wir von vielen Seiten angeniest und vollgehustet. Halb Paris schien infiziert und wild entschlossen, die eigenen Viren an möglichst viele andere Menschen weiter zu geben – in unseren Fällen mit beachtlichem Erfolg. Trotzdem waren wir natürlich von morgens bis abends in der Stadt unterwegs, überwiegend zu Fuß, diesmal vornehmlich südlich der Seine im 5. Arrondissement, zwischen Jardin du Luxembourg, Panthéon und der Sorbonne. Kleine Abstecher zum Eiffelturm, durch das 16. Arrondissement, auf den Triumphbogen und an den Canal Saint-Martin, zur Place des Vosges und zur Place Dauphine waren aber auch noch drin. Was uns diesmal am meisten beeindruckt hat? Vielleicht die Tatsache, dass auch in unserer hochtechnisierten Zeit mit ihren unzähligen digitalen Sensationen, in der viele Kinder mit dem Smartphone in der Hand auf die Welt zu kommen scheinen, um anschließend wie ihre Eltern als zombieähnliche Blindgänger mit einem Display vor dem Gesicht durchs Leben zu laufen, dass auch in dieser Zeit noch Kinder völlig selbstvergessen und vergnügt altmodische Segelschiffe aus Holz mit einem Stock über das Wasserbecken im Jardin du Luxembourg treiben.
Archiv der Kategorie: Paris
Mein Foto der Woche – La Sociologie est un sport de combat
Die Soziologie ist ein Kampfsport. Würde das heute noch jemand in Deutschland vor den Eingang eines Universitätsgebäudes sprühen? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. In Paris scheint diese Einstellung noch zu leben. Gesehen letzte Woche vor der Sorbonne. Auch dafür liebe ich Frankreich.

vor der Sorbonne im Oktober 2016 © Michael Kneffel
Mein Foto der Woche – Fußballer vor dem Eiffelturm
Dieses Foto stammt aus Paris im letzten Dezember und gehört auch noch in die Serie „Paris noir„. Nur wenige Meter entfernt vom unaufhörlichen Touristenstrom entlang der Seine zum Eiffelturm spielen Amateure Fußball im Stade Emile Anthoine. Eine Insel des Alltags und der Normalität.
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Fondation Louis Vuitton – neue Aussichtsplattform für Paris
Als der französische Multimilliadär Bernard Arnault, Herrscher über den Luxusartikelkonzern LVHM Moet Hennessy -Louis Vuitton, vor acht Jahren die Stiftung Louis Vuitton gründete und den Stararchitekten Frank O. Gehry beauftragte, ein Haus für seine private Kunstsammlung in den Bois de Boulogne zu bauen, war schon klar, dass Paris eine neue spektakuläre Attraktion bekommen würde. Seit Oktober letzten Jahres ist das Gebäude mit dem Namen „Fondation Louis Vuitton“ eröffnet und zieht seitdem Massen kunstsinniger Touristen in den Park im Westen der Stadt. Wie ein Schiff unter vollen Segeln scheint die Konstruktion aus Glas, Stahl und Beton mit ihrem treppenartigen Brunnen an der Nordspitze in die weite See zu stechen.
Bei unserem letzten Parisbesuch im Dezember waren wir natürlich auch neugierig, buchten die Tickets vorab im Internet und nutzten den preiswerten Busshuttle (1 Euro pro Person) von der Haltestelle in der Avenue de Friedland, nur wenige Meter vom Arc de Triomphe entfernt. Wir hatten Glück und bekamen gleich im ersten Bus zwei Plätze. Das ist nicht selbstverständlich, denn die Busse sind klein und der Andrang ist beachtlich. Auch die Schlange am Eingang der neuen Sehenswürdigkeit konnten wir dank unseres Onlinetickets links liegen lassen und sofort zuerst den Park und dann das spektakuläre Architekturobjekt entern. Kaum im Gebäude angekommen zog es uns – wie die meisten anderen Besucher – schnell wieder über eine der vielen Treppen nach draußen. Auf verschiedenen Ebenen bieten zahlreiche Plattformen interessante Perspektiven in die Außenhülle des Gebäudes – und natürlich auf Paris!
Über den Nordteil des Bois de Boulogne hinweg geraten immer wieder die Hochhäuser von La Defense mit der Grand Arche in den Blick, in der Gegenrichtung ist der Eiffelturm zu sehen und animiert die Besucher zu unzähligen Fotos und Selfies.
Insgesamt hatten wir den Eindruck, dass die meisten Besucher weniger am Inhalt als vielmehr am Gebäude selbst und der Aussicht auf die Stadt interessiert waren. Uns ging es ähnlich, zumal die Ausstellungsräume zwar viel teure Kunst bargen, aber Wolfgang Tillmanns, Alberto Giacometti, Nam Jun Paik, Sigmar Polke und Thomas Schütte – um nur einige Künstler der aktuellen Ausstellung zu nennen -, wirkten schon etwas beliebig zusammengestellt und sind auch anderswo nicht gerade selten zu sehen.
Die Hauptattraktion ist zur Zeit noch das Gebäude, eine begehbare Großskulptur mit schöner Aussicht auf Paris.
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Paris noir
Paris im Dezember. Die Tage sind kurz, der Himmel ist wolkenverhangen, die Straßencafés sind leer. Es ist kalt und gelegentlich fällt Regen. Andere Städte verlieren unter diesen Bedingungen viel von ihrem Reiz. Paris nicht. Im Gegenteil. Ich fühle mich dann wie in einem „Film noir“ aus den 50er oder 60er Jahren mit Jean Gabin, Jeanne Moreau, Lino Ventura und stelle meine Kamera auf Schwarz-Weiss.
Mehr Schwarz-Weiss-Fotos aus Paris gibt es auf meiner Hompage unter http://www.michaelkneffel.de/reise/parisnoir/index.html.
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Mein Foto der Woche – Jahresabschlussfeier im Pariser Stade Emile Anthoine
Mein Foto der Woche stammt aus Paris, aufgenommen an einem unbeschwerten Abend kurz vor Weihnachten. Eine Amateurmannschaft begeht im Fußballstadion Emile Anthoine, das in unmittelbarer Nähe des Eiffelturms liegt, ihre Jahresabschlussfeier. Ich wünsche allen in Paris, dass solche unbeschwerten Stunden bald wieder zurück kommen werden.
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Mein Foto der Woche – Die Fontaine des Fleuves auf der Place de la Concorde
Ein Hundeleben in Paris…
…kann sehr schön sein – vorausgesetzt man wird als Hund von einem ambitionierten Dogwalker auf den Wiesen zwischen dem Louvre und den Tuilerien bespaßt. Die Hundebande, die wir dort im Oktober bei strahlendem Sonnenschein beim Toben beobachten konnten, hatte jedenfalls eine sehr gute Zeit.
Besonders beeindruckt hat uns der clevere Schäferhund, der nicht nur unaufgefordert alles liegengebliebene Spielzeug der anderen zurück brachte, sondern auch immer wieder den möglicherweiser etwas tiefbegabten Terrier „Jacques“ einsammelte und an der Leine zum Rudelchef zurück brachte.
(Jacques ist auf den Fotos leicht daran zu erkennen, dass er nicht weiß, wo die Feier stattfindet.)
Mein Foto der Woche – Notre Dame mit dem iPad
Menschen, die mit ihrem iPad fotografieren, machen dabei selten eine gute Figur. Trotzdem wollte ich es auch mal ausprobieren. Die Bildbearbeitungsprogramme für Smartphones und Tablets, in meinem Fall Snapseed, können wirklich Spaß machen. Dieses Foto entstand im letzten Oktober vor der Kathedrale Notre Dame in Paris.
Gut gegessen in Paris
Üppig war der Platz nicht gerade, der uns im Bô Zinc für unser Mittagessen zugewiesen wurde. Ein kleiner Tisch unter einem großen Spiegel hinten im Lokal. Die Brasserie war nahezu ausgebucht. Hier saßen wir nun zwischen zwei Handwerken in Arbeitskleidung auf der einen und einem jungen Paar mit zwei kleinen Kindern auf der anderen Seite und konnten das rege Treiben in der Brasserie beobachten. Seit dem Morgen waren wir, beginnend an der Place du Trocadéro, über die idyllische Seine-Insel aux Cygne, durch die Rue Jean-de-la-Fontaine mit ihrem gediegenen Straßenmarkt zwischen prächtigen Jugendstilhäusern, durch das 16. Arrondissement bis zur beschaulichen Rue Boileau gestreift und waren nun auf der eleganten Avenue Mozart gelandet, wo sich unsere Mägen bemerkbar machten. Unterwegs hatten wir uns zuletzt schon einige Speisekarten angesehen, aber so richtig angesprochen hatte uns keine. Und auf die zahlreichen Pizzerien, die sich auch in dieser Gegend ausgebreitet haben, hatten wir so gar keine Lust. Vielleicht wären wir auch am unscheinbaren Bô Zinc im Haus Nummer 59 vorbeigegangen, wenn uns nicht eine geschäftstüchtige Kellnerin auf sympathische Weise hineinkomplimentiert hätte. Auch die anderen Mitglieder eines auffallend jungen Teams machten einen höchst professionellen Eindruck. Freundlich und schnell wurden die Karten gebracht und die Bestellungen aufgenommen. Obwohl es im Lokal sehr lebhaft zuging und alle frei werdenden Tisch schnell wieder belegt wurden, blieb die Geräuschkulisse angenehm. Bei den meisten Gästen schien es sich um Stammgäste zu handeln, Menschen aller Alters- und sehr unterschiedlicher Einkommensgruppen aus den Büro und Geschäften der Nachbarschaft, die hier regelmäßig ihre Mittagspause verbringen. Im vornehmen 16. Arrondissement hatten wir mit höheren Preisen gerechnet. Die Tagesgerichte – traditionelle französische Küche – wurden unter 10 Euro angeboten, das kleine Glas Wein um die 3, der Café für 2, und die Desserts lagen bei 5 Euro. Da alles auch noch ausgesprochen gut schmeckte, war uns leicht nachvollziehbar, warum kein Tisch länger als 5 Minuten frei blieb.
Eine ähnlich gute Erfahrung machten wir am nächsten Mittag in einem anderen Teil der Stadt in der traditionelleren Brasserie Le Colibri an der Place de la Madeleine 8 im 1. Arrondissement. „Es kommt der Tag, da bedienen alte Männer alte Männer“, steht auf einer Postkarte, die in unserem Lieblingscafé zu Hause an der Wand hängt. Was dem deutschen Autor anscheinend als Schreckensvision erschienen war, gehört in Paris zum Glück immer noch zur Normalität: in Ehren ergraute Kellner mit weißem Hemd, schwarzer Fliege, Schürze und mit einer weißen Serviette über dem Arm, die ihre Stammgäste per Handschlag begrüßen und sie eigentlich gar nicht fragen müßten, welches der Tagesgerichte sie ihnen bringen sollen. Das Team im Le Colibri war alles andere als jung, aber ebenso professionell und kompetent wie bei unserem Mittagessen am Vortag. Hier geht die Chefin mittags von Tisch zu Tisch und plaudert mit den Stammgästen. Der Patron, der in Kellnermontur mit bedient, setzt sich auch schon mal zu den Gästen, die bereits beim Café angekommen sind, und bringt solche, die sich noch nicht kennen, miteinander ins Gespräch. Netzwerken auf traditionelle Art. Preislich spielt das Colibri in einer höheren Liga als das Bô Zinc, was in dieser Lage auch nicht völlig überrascht. Allerdings machen hier viele Gäste von der traditionellen Art, die Rechnung niedrig zu halten, Gebrauch: sie essen und trinken im Stehen am Tresen. Dort kostet das Tagesgericht 10 Euro und das Glas Wein ungefähr halb so viel wie am Tisch. Nach einem langen Vormittagsspaziergang durch das Szene-Viertel Belleville und später dann durch den Park der Tuilerien und die mondäne Gegend rund um die Place Vendôme waren wir jedoch sehr froh, das Treiben im Restaurant im Sitzen beobachten zu können.
Abschließend soll ein Restaurant nicht unerwähnt bleiben, das uns dort mit gutem Essen und Service und ebenfalls einer sehr traditionellen Atmosphäre überrascht hat, wo wir es am wenigsten erwartet hatten: mitten im rummeligen und touristischen Marais. In der Bar du Marché des Blancs-Manteaux in der Rue Vielle du Temple 53, findet sich sogar noch ein Regal an der Wand, in dem die Stoffservietten der Stammgäste über mehrere Tage aufbewahrt werden, bevor sie schließlich in die Wäsche gehen. Wer kein Stammgast ist und hier mittags essen möchte, sollte am besten schon früh um 12:00 Uhr kommen oder etwas Zeit mitbringen. Das Warten lohnt sich aber, wenn man die klassische französische Küche und Esskultur mag.